en

Jobmotor langfristige Investments: Versicherer drängen ins Geschäft mit Immobilien und Infrastruktur

Archiv

Banker haben derzeit nichts zu lachen: So hat die UBS erst am Dienstag verkündet, knapp 10.000 Mitarbeiter vor die Tür zu setzen – hauptsächlich aus dem Fixed Income-Geschäft. Doch wo sollen all die geschassten Banker  unterkommen, da doch kaum jemand einstellt? Eine interessante Alternative stellt der Trend bei institutionellen Investoren dar, immer mehr Geld in Infrastrukturprojekte und Immobilien zu stecken. Konkret:
Banken und Versicherer befinden sich in der Investment-Zwickmühle

Der Trend wird vom Wandel des regulatorischen Umfelds kräftig angetrieben. „Banken agieren bei Finanzierungen, die über fünf Jahre hinausgehen, sehr restriktiv“, beobachtet Headhunter Andreas Krischke von Indigo Headhunters in Frankfurt. Denn durch Basel III müssen Banken langjährige Kredite künftig mit so viel Eigenkapital unterlegen, dass diese sich kaum noch lohnen. Darüber hinaus sind angestammte deutsche Immobilienfinanzierer wie Eurohypo oder Hypo Real Estate in den Strudel der Finanzkrise geraten und branchenweit werden die Bilanzen verkürzt. „Damit tut sich eine Finanzierungslücke auf“, ergänzt Krischke.

„Da sich die Hypothekenbanken aus diesem Segment zunehmend zurückziehen, werden Versicherungen und spezialisierte Kreditfonds bemüht sein, von dieser Lücke zu profitieren“, meint auch Mahdi Mokrane, Head of Research beim Immobilien-Investmentmanager AEW Europe, einer Tochter der französischen Investmentbank Natixis. „Es ist gut möglich, dass in den nächsten fünf Jahren etwa 25 Prozent aller erstrangigen Kredite aus dieser Quelle stammen“, ergänzt Mokrane.

Denn Versicherungen und Pensionskassen haben unter dem anhaltenden Niedrigzinsumfeld zu kämpfen. So wird es immer schwieriger, eine Verzinsung von 4 Prozent und mehr zu erwirtschaften, damit z.B. Kapitallebens- und Rentenversicherungen nach Abzug von Abschlusskosten, Steuern und Inflation für die Kunden noch attraktiv bleiben.

Mokrane rechnet vor, dass vorrangige Unternehmensanleihen derzeit eine Rendite von gerade einmal 2,4 Prozent abwerfen. Ein Mix von deutschen, britischen und französischen Staatsanleihen rentiert sich zu gerade einmal 0,8 Prozent – ein Wert, der nur noch mit Lupe zu erkennen ist. Somit droht sich das Niedrigzinsumfeld zu einer Existenzbedrohung für Versicherer und Pensionskassen auszuwachsen.
Institutionelle Investoren werden in die Finanzierungslücke einspringen

Einen Ausweg aus dem Dilemma scheint die langfristige Finanzierung von Erneuerbaren Energien, Immobilien- und Infrastrukturprojekten darzustellen. „Vor allem aufgrund des Cashflow-Profils gilt diese Anlage als prädestiniert für das Asset-Liability-Management von Versicherungen und Altersvorsorgeeinrichtungen. Sie bringen stabile Renditen, die über dem Niveau von Anleihen liegen und sind unkorreliert zum Kapitalmarktgeschehen”, erläutert Krischke. Je nach Risikoappetit seien dort  Renditen von 3 bis 12 Prozent erzielbar. Bei solchen Werten dürfte so mancher Investmentmanager von Allianz, Munich Re, Thalanx und Co. feuchte Augen bekommen.

Dabei bevorzugen die institutionellen Investoren zumeist indirekte Lösungen über Fonds, die z.B. unter dem Label „Private Debt Funds“ firmieren. „Das ist alles noch in der Startphase. Bisher gibt es erst recht wenige Fonds. Die meisten befinden sich beim Fundraising oder im Aufbau“, erzählt Krischke. Aber es sei überall ein Thema.
Noch in der Startphase, doch das Jobpotenzial ist groß

Obgleich es noch keine „große Personalbewegung“ gebe, hat der Headhunter bereits einige Banker mit einem Background in der Projektfinanzierung in die Zukunftsbranche vermittelt. „Dieser Strukturwandel in der Kreditfinanzierung bedingt, dass sich die Marktteilnehmer auch personell neu positionieren müssen: Große Asset Manager, die lange Zeit gemieden haben, in illiquide Assets zu investieren, legen Debt-Funds auf und sind auf der Suche nach Spezialisten, die sich mit der Asset-Klasse (Infrastruktur, Energie, Immobilien etc.) gut auskennen und zum anderen Experten, die wissen, wie nach Solvency II die Fonds regulatorisch optimal aufgesetzt werden müssen“, sagt Krischke.

Daher sieht Krischke bei angelsächsischen Fonds, die auf den deutschen Markt drängen, und bei heimischen institutionellen Investoren noch ein beachtliches Jobpotenzial: „Das Gros der Versicherer,  Pensionskassen und Versorgungswerke werden zwar im ersten Schritt die Fondslösung präferieren. Dennoch werden sie qualifiziertes Personal an Bord holen müssen, die den hauseigenen Investmentprozess für diese Assetklasse entwickeln.“

 

Von Florian Hamann

Vorheriger ArtikelGefallene Investmentbanker: Mein Penthouse, mein Porsche, mein Kündigungsbrief Nächster ArtikelSchlechte Bonusaussichten: Bei der Deutschen Bank ist nicht einmal mehr der Kaffee gratis