en

Attraktivität ist keine Einbahnstraße – Fondsfrauen Gipfel 2016

News

von Marijana Miljkovic

„Frauen dienen – Männer machen!“ Wer glaubt, dass diese Behauptung aus den 50er Jahren stammt und Frauen heutzutage sowohl die dienenden Tätigkeiten abgelegt haben als auch Männern beruflich die Stirn bieten, irrt gewaltig. Wir befinden uns im Jahr 2016, genauer gesagt auf dem Fondsfrauen Gipfel im Mannheimer Maritim Hotel, wo sich am vergangenen Dienstag viele Frauen und wenige Männer der Fondsbranche versammelten, um über weibliche Portfoliomanager, Karrieremöglichkeiten und Frauenförderprogramme zu diskutieren.

Die Vorträge und Panel-Diskussionen wurden von gleichermaßen erfolgreichen Frauen und Männern geführt und schnell wurde klar, dass Frauen vorwiegend in den „pink ghettos“ der Unternehmen vorzufinden sind. Damit gemeint sind die Abteilungen HR, Marketing, Support und Back Office, aus denen heraus sie den „Machern“ der Branche „dienen“. In den Aufsichtsräten vieler Unternehmen hingegen seien immer noch zu wenige Frauen anzutreffen. Trotz hoher Nachfrage nach Aufsichtsratsseminaren finden Frauen immer noch zu selten Zugang in die Managerriegen. Grund sei mangelnde Erfahrung, doch das Ausbrechen aus dem Teufelskreis gestaltet sich gar nicht so einfach.

Wenn man sich die Fondswelt genauer ansieht, gibt es faktisch keine Unterschiede in der Performance von Fondsmanagern bzw. Fondsmanagerinnen. Dennoch präsentiert sich die Branche nach wie vor zu unpopulär für Frauen, was in den Hochschul- und Bewerberstatistiken deutlich nachzulesen ist. Der Studiengang Finance ist bei Männern weitaus beliebter als bei Frauen und von 100 Bewerbern auf Traineeprogramme großer Fondsgesellschaften sind immer noch 75 männlich.

Gefordert und zum Teil auch schon durchgesetzt werden mehr Aktivität seitens der Führungskräfte, Case Studies, Hospitanzen, Mentoring, Coaching, Netzwerkpflege oder gar ein linguistisches Facelifting, um die Branche allgemein attraktiver für Frauen zu gestalten. Einig war man sich aber auch darin, dass Frauen ihr Talent nicht zurückhalten und darauf warten dürfen, angesprochen zu werden, sondern aktiv das Wort ergreifen und Weiterentwicklung fordern müssen.

Es wird noch ein langer Weg bis zur totalen Gleichstellung sein, die allein durch natürliche Umstände oftmals gebremst wird. Bei der Familienplanung sind es nach wie vor die Frauen, die sich eine längere Auszeit nehmen müssen und auch wollen, doch sollte dies kein Hindernis sein, wieder nahtlos in den Beruf einzusteigen. Während man Frauen in der Vergangenheit oftmals für ihre Schwangerschaft „bestrafte“, indem man ihrer Karriere als männliche Führungskraft massiv Steine in den Weg legte, so hat sich in den letzten Jahren ein familienfreundlicherer Ansatz etabliert, um Kind und Karriere zu vereinen und Frauen den Wiedereinstieg in den Job zu erleichtern.

So wichtig es ist, zielgerichtete Rahmenbedingungen zu schaffen, um Frauen in der männerdominierten Finanzwelt zu forcieren, so sollten sie doch auch dafür sorgen, sich nicht von Beginn an in eine Schublade zu manövrieren, indem sie genderspezifische Ungleichheiten zum feministisch-provozierenden Thema anheizen und damit aktiv Kampfbereitschaft signalisieren. Letztendlich geht es nicht darum, an der Front gegen Männer zu kämpfen, sondern gemeinsam als Team zu agieren, Stärken zu bündeln und sich gegenseitig zu „dienen“, um gleichberechtigt zu „machen“. In ihrem ersten Fonds-Gipfel haben die Fondsfrauen, unter der Leitung von Anne Connelly, ihre Dialogbereitschaft zu diesem Thema signalisiert.

Vorheriger ArtikelDie Fondsbranche trotzt den Märkten – der Mannheimer Fondskongress 2016 Nächster Artikel„Der Vice President ist der neue Associate“: Die schwierigen Karriereperspektiven im Investment Banking