Einmal London und zurück
Als Investmentbanker sollte man in London arbeiten – des Geldes wegen. Doch trotz höherer Einkommen und größerer Reputation zieht es viele deutsche Investmentbanker zurück in die Heimat.
Viele Investmentbanker stehen irgendwann im Laufe ihrer Karriere vor der Entscheidung, ob sie ihre berufliche Laufbahn in London fortsetzen sollen. Im Vergleich zu Deutschland locken höhere Gehälter und eventuell die Möglichkeit, bei einer internationalen Topadresse des Investmentbankings unterzukommen.
„Für einen Berufsanfänger ist der Schritt nach London auf jeden Fall ein positiver Faktor in seinem Lebenslauf und in seiner beruflichen Entwicklung“, weiß Tim Zühlke, Gründungspartner der Personalberatung Indigo Headhunters. Schließlich ist der Markt in London ungleich größer und das Umfeld dynamischer.
Überproportional hohe Lebenskosten
„Aber natürlich ist nicht jeder Mensch für das Leben in einer Londoner Investmentbank geschaffen“, warnt Zühlke. Hinzu kommt, dass die Banker neben einer etwas anderen Arbeitsumgebung in London auch ein komplett anderes Umfeld erwartet: „Man muss beispielsweise die überproportional hohen Lebenshaltungskosten in London und Umgebung gegen die höheren Gehälter aufrechnen“, so Zühlke.
In der Tat: Nirgends in Europa sind die Mieten so hoch wie in London, wie der aktuelle „Accomodation Survey“ des Londoner Beratungsunternehmens ECA International belegt: Für eine Dreizimmerwohnung mit etwa 80 Quadratmetern beispielsweise sind hier monatlich 2.500 € zu zahlen. Die Mieten in den deutschen Metropolen sind im internationalen Vergleich eher niedrig: Am teuersten hierzulande ist Frankfurt, das in Europa an Position 24, weltweit auf 55 geführt wird. 950 € kostet eine 80 Quadratmeter große Dreizimmerwohnung in der Mainmetropole monatlich.
„Im Vergleich mit anderen Metropolen in Europa und weltweit gibt es in den deutschen Großstädten mehr hochwertigen Wohnraum, “ erklärt Mira Pathak, Business Development Executive bei ECA International. „Dieses für Mieter günstige Verhältnis von Angebot und Nachfrage hält die Mieten hier niedrig.“
Neben den ungleich höheren Lebenshaltungskosten sind es Faktoren wie das marode britische Gesundheitswesen oder das staatliche Schulsystem, die den Deutschen schnell die Vorteile der Heimat klar vor Augen führen. Gerade der National Health Service ist nicht gerade das medizinische Netz, das sich junge Banker für sich und ihre Familie vorstellen.
„Viele Banker zieht es nach spätestens zwei bis drei Jahren zurück nach Deutschland“, beobachtet auch Matthias Junges, geschäftsführender Gesellschafter der Bad Homburger MJ Consult Junges & Schüller Personalberatung. „Die Station im Lebenslauf und drei Top-Jahresgehälter, das reicht den meisten.“