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Was die Übernahme von Sal. Oppenheim für die Mitarbeiter bedeutet!

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Steigt die Deutsche Bank zunächst nur mit einer Minderheitsbeteiligung bei der angeschlagenen Privatbank Sal. Oppenheim ein? Oder greift die Frankfurter Großbank doch gleich nach der Mehrheit bei der mehr als 200 Jahre alten, aber durch die Finanzkrise in eine Existenzkrise geratenen Privatbank?

Analysten würden es jedenfalls begrüßen, wenn die Deutsche Bank gleich klar Schiff macht. „Es wäre sinnvoll, wenn die Deutsche Bank gleich die Kontrolle übernimmt, denn hätte sie gleich das Sagen und könnte die Strategie bestimmen“, sagte Olaf Kayser, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg.

In diesem Fall müssten sich freilich die Mitarbeiter von Deutscher Bank und Sal. Oppenheim die Frage stellen, was mit ihren Jobs passiert. Denn davon hätte ein fusioniertes Institut vor allem im Investmentbanking und Assetmanagement reichlich.

Und die Deutsche Bank hat keine Hehl daraus gemacht, dass man Sal. Oppenheim nur wegen des Private Banking schön findet. In diesem Bereich zählt die Deutsche Bank nämlich zu der Kategorie „Unter Ferner liefen“.

Ganz im Gegensatz zum Investmentbanking. Als einziges deutsches Institut steht Deutschland in diesem Geschäft auf Augenhöhe mit US-Riesen wie Goldman Sachs und Morgan Stanley. Und im Assetmanagement zählt die Deutsche-Bank-Tochter DWS ebenfalls zu den führenden Anbietern in Deutschland. Außerdem macht diese Sparte bereits seit Monaten eine schmerzhafte Anpassung durch – und braucht alles, nur nicht weiteres Personal.

Mit den 100 Mrd. Euro, die Sal. Oppenheim für besonders wohlhabende Kunden verwaltet, würde die Deutsche Bank dagegen auch in diesem Segment schlagartig an eine attraktive Klientel gewinnen. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hatte zuvor sein Interesse an Sal. Oppenheim, deren Bücher das Institut gerade prüft, bekräftigt. „Wir wollen alles tun, um unsere stabilen Geschäftsfelder weiter zu stärken“, so Ackermann.

Was die Jobsicherheit bei Sal. Oppenheim betrifft, müssen sich die Kundenbetreuer der umworbenen Private Wealth Management nach Ansicht von Experten zunächst keine Sorgen machen. „Kurzfristig ist nicht mit Stellenstreichungen zu rechnen“, sagte Karin Schambach von Indigo Headhunters. „Momentan besteht die Sorge, dass sich Sal.Oppenheim-Kunden nach einer Übernahme durch die Deutsche Bank einen neuen Vermögensverwalter suchen.“ Deshalb würde die Deutsche Bank das Personal in diesem Bereich wohl erst mittel- bis langfristig auf den Prüfstand stellen.

Dagegen sei damit zu rechnen, dass es im Asset Management und im Investment Banking rasch zu Einschnitten kommen werde, so Schambach. Während die Marke Sal. Oppenheim auch nach einer Übernahme durch die Deutsche Bank erhalten bleiben dürfte, würden dagegen Namen wie Frankfurt Trust – so heißt der Asset Manager der Sal. Oppenheim-Tochter BHF Bank verschwinden.

Das Schicksal der 450 Sal. Oppenheim-Investmentbanker dürfte vor allem von der Entscheidung abhängen, ob die Deutsche Bank Sal. Oppenheim mit oder ohne Investmentbanking schluckt. Für die 450 Mitarbeiter dieses Bereichs wäre es vermutlich das beste, wenn Sal. Oppenheim einen weiteren Käufer fände. Mit der italienischen Mediobanca hat Sal. Oppenheim bereits Verkaufsgespräche geführt. Aber auch die britische Barclays und die australische Investmentbank Macquarie sollen Interesse signalisiert haben.

Tatsächlich böte eine Zerschlagung von Sal. Oppenheim gerade für ausländische Banken die Chance, auf einen Schlag zu einem veritablen Investmentbankingspieler in Deutschland aufzusteigen. Für die Investmentbanker von Sal. Oppenheim wäre es unter den gegebenen Umständen wohl am besten, wenn eine ausländische Bank diese Sparte übernehmen würde, so Schambach.

 

Von Peter Herkenhoff

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