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Welche Rolle spielt die Börsenhändlerprüfung für die Karriere?

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Wer im Trading arbeiten möchte, kommt in Deutschland um die Börsenhändler-Prüfung kaum herum. Hierbei handelt es sich um eine öffentlich-rechtliche Qualifikation für den Nachweis der beruflichen Eignung, die hierzulande nur von Börsen abgenommen wird. Zumeist bilden die Banken ihren Trading-Nachwuchs selbst aus und schicken ihre Jungtrader nur zu den Prüfungen.

Doch Studenten und Berufseinsteiger können Vorbereitung und Prüfung auch auf eigene Faust organisieren und sich damit einen wichtigen Startvorteil verschaffen. So arbeitet beispielsweise die Deutsche Börse mit der Goethe-Uni in Frankfurt, der LMU in München, der WHU in Vallendar, der Cologne Business School sowie der Hochschule Niederrhein in Krefeld zusammen. “Die Hochschule bietet die Inhalte und wir nehmen dann eine Prüfung zum Zertifizierten Börsenhändler ab”, erläutert Gerhard Bauer von der Capital Markets Academy der Deutschen Börse (CMA) das Verfahren.

Überdies bietet die CMA einen einwöchigen Lehrgang mit Abschluss zum Zertifizierten Börsenhändler an und zwar sowohl für den Kassamarkt als auch für die Derivatehandelsplattform Eurex.

Bei Berufseinsteigern besonders beliebt

“Wir haben einen großen Anteil Berufseinsteiger. Damit ist es möglich, studienbegleitend eine Qualifikation zu erwerben, die berufsrelevant ist. Berufseinsteiger erfüllen mit dieser Qualifikation die Voraussetzung, um sofort für ein Unternehmen tätig zu werden”, betont Bauer.

In dem Kurs zum Börsenhändler Kassamarkt lernen die Teilnehmer alle Schritte, um erfolgreich einen Trade durchzuführen. Dazu zählen der rechtliche Rahmen, die handelbaren Wertpapiere und der Zusammenhang von Kassa- und Terminmarkt, Übungen am Xetra-Handelssystem sowie das Clearing.

Für den Zertifizierten Börsenhändler Eurex lernen die Teilnehmer überdies die verschiedenen Options- und Futureskontrakte kennen, wie sie über Eurex handelbar sind. Darüber hinaus werden die Grundlagen der Optionsbewertung vermittelt – eingeschlossen sämtlicher “Griechen”, die die Bewertung beeinflussen. Auch eine Einführung in das elektronische Eurex-Handelssystem gehört zum Lehrumfang. Für jedes der Programme erhebt die CMA eine Teilnahmegebühr von 2850 Euro zzgl. Mehrwertsteuer. Für Teilnehmer, die sich bis zu sechs Wochen vor Beginn des Lehrgangs anmelden, gibt es einen Frühbucherrabatt. Der Lehrgang inklusive Abschlussprüfung kostet dann 2600 Euro.

Der Lehrstoff wird in Präsenzveranstaltungen u.a. in den Räumlichkeiten der Deutschen Börse in Eschborn vermittelt. Dabei wird auf Fallstudien sowie praktische Übungen am Computer großer Wert gelegt, und auch die Abschlussprüfung findet computergestützt statt.

“Die Prüfung zum Zertifizierten Börsenhändler ist nicht einfach”, sagt Bauer. Dennoch würden etwa 85 Prozent der Teilnehmer die Kassamarkt- und 75 Prozent die Eurex-Prüfung bestehen. Da die Eurex-Handelsplattform international bedeutsamer sei, würden sich auch die Mehrheit der Teilnehmer für dieses Programm entscheiden.

Eurex bietet bessere Chancen als Kassamarkt

“Eurex ist im Derivatemarkt die Benchmark. Das gilt nicht nur in Deutschland, sondern auch in London”, betont Bauer. Wer die Prüfung zum Zertifizierten Börsenhändler Eurex bestanden hat, habe z. B. gegenüber einer Investmentbank nachgewiesen, dass er sich mit Derivaten auskenne und dabei handle es ich heutzutage um die wichtigste Wertpapierklasse.

Den ultimativen Karriereturbo scheint die Börsenhändler-Prüfung indes nicht darzustellen. “Die Börsenhändlerprüfung ist nicht mehr wirklich relevant. Wozu brauchen Sie die noch?”, fragt Tim Zühlke, der bei Indigo Headhunters den Bereich Capital Markets betreut.

“Diese Qualifikation ist lediglich für Händler relevant und die Zahl der Börsenhändler nimmt in Europa ab”, beobachtet Zühlke. Der Handel werde oftmals von Maschinen oder aus London heraus abgewickelt. Dagegen stelle die Eurex-Händlerprüfung auch weiterhin ein gewisses Karriereplus dar.

 

Von Florian Hamann

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