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Private Banking: Team Moves auch in Deutschland?

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In der Schweiz wechseln zurzeit viele Berater von vermögenden Privatkunden den Arbeitgeber. Leidtragende sind hauptsächlich die Großen der Branche. Sie verlieren ganze Abteilungen an kleinere Privatbanken. Die UBS beispielsweise beklagt den Abgang von elf Mitarbeitern zu Clariden Leu. „Es handelt sich um sieben Kundenberater und vier Assistenten“, zitiert die NZZ UBS-Sprecher Axel Langer.

Das Bankhaus Julius Bär eröffnet eine neue Geschäftsstelle in St. Gallen, besetzt mit einem ganzen Team von Credit Suisse. In Basel erwarten Branchenkenner den Wechsel eines Private-Banking-Teams von der Credit Suisse zu Sarasin, die wiederum in Basel eine Abteilung an Pictet verloren haben soll.

Dieses „Bäumchen-wechsel-Dich-Spiel“ könnte auch auf Deutschland übergreifen. Schließlich ist der deutsche Markt mit seinen vielen vermögenden Privatpersonen äußerst attraktiv für die Vermögensverwalter. So plant die St. Galler Kantonalbank für das erste Quartal 2009 die Eröffnung einer ersten Niederlassung in München. Dafür wird das Institut Personal brauchen.

„Das Abwerben eines ganzen Teams ergibt nur Sinn für eine Bank, die in ein Geschäftsfeld oder eine Region einsteigen möchte, in der bislang keine Expertise und keine Mitarbeiter vorhanden waren“, sagt Tim Zühlke, Gründungspartner der Personalberatung Indigo Headhunters.

Aktuell sind zwar keine spektakulären Team-Wechsel in Deutschland bekannt. „Der Wunsch, starke Teams mit vorhandenem Kundenstamm in Deutschland anzuwerben, ist gerade bei Schweizer Großbanken immer vorhanden“, erklärt Matthias Junges, geschäftsführender Partner der MJ Consult, Junges & Schüller Unternehmens- und Personalberatung.

Der Ruf Schweizer Großbanken ist unter Private Bankern nicht das Beste. Und das nicht nur wegen der Auswirkungen der Finanzkrise . „Eine der Schweizer Großbanken hat in der Vergangenheit schon Teams eingestellt, dadurch Neukunden gewonnen und sich anschließend von einigen der neuen Banker getrennt“, weiß Junges. Auch der Druck, hauptsächlich Produkte aus dem eigenen Hause verkaufen zu müssen, wirke wenig attraktiv.

Auch deutsche Banken setzen weiterhin aufs Private Banking: 49 % der Banken sehen einer aktuellen Ernst & Young-Studie zufolge die besten Geschäftsaussichten in der Beratung vermögender Privatkunden. Die Quirin-Bank etwa will im laufenden Jahr die Anzahl ihrer Berater ebenso ausbauen wie die Privatbank Metzler. Auch die Deutsche Bank will ihr Private Wealth Management ausweiten.

Personalberater Junges warnt Banker jedoch vor zu häufigem Arbeitgeberwechsel: „Wird zu häufig gewechselt, leidet das Vertrauen der Klientel in den Kundenberater. Die großen Vermögen machen dies irgendwann nicht mehr mit.“

 

Redaktion

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