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Wieso viele Investmentbanker auf die Buyside wechseln wollen und glücklich damit sind

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Bei Investmentbankern herrscht das Wechselfieber. Allerdings wechseln die Finanzprofis derzeit eher selten innerhalb des Investmentbankings wie Dirk Albütz vom Executive Search-Unternehmen Heads! beobachtet. Das Ziel der Investmentbanker sei vielmehr die Buyside: Private Equity-Fonds oder Großunternehmen.

Wirtschaftsaufschwung und starker Aktienmarkt bringen neue Dynamik

Nach der Finanzkrise waren Private Equity und M&A für lange Zeit weitgehend tot. Doch mit dem deutschen Wirtschaftsaufschwung und steigenden Aktienkursen belebt sich das Geschäft zusehends. Die Exit-Möglichkeiten, also der Verkauf von Portfolio-Gesellschaften auch mittels IPOs stünden wieder auf der Tagesordnung. „Dadurch kommt Dynamik ins Geschäft“, bemerkt Andreas Krischke von Indigo Headhunters.

Außerdem finanzieren die Banken wieder Unternehmensübernahmen mit gehebelten Krediten (Leveraged Finance). Zwar verlangen die Institute höhere Risikoaufschläge als vor der Krise, dennoch sei das Zinsniveau weiterhin niedrig. Diese Belebung komme jetzt sukzessive auf dem Arbeitsmarkt an.

Die Vorzüge der Buyside

„Wenn Sie drei bis vier Jahre im Investmentbanking hinter sich haben, dann sind sie es gewohnt, durchgeschliffen zu werden“, beobachtet Albütz. Dagegen sind sie auf der Buyside in einer signifikant besseren Position: „Sie machen das Portemonnaie auf.“

Ganz ähnlich sieht das Krischke: „Investmentbanker betreuen nur die finalen Transaktionen, sind aber wenig in strategische Überlegungen involviert.“ Dagegen sei im Private Equity die strategische Sicht gefragt. Im Investmentbanking werden vielleicht zehn Pitches erstellt und letztlich nur eine Transaktion durchgeführt. „Die Arbeit wird anders empfunden, es wird nicht so viel für den Mülleimer produziert“, ergänzt der Experte.

Die verbreitete Vorstellung von kürzeren Arbeitszeiten im Private Equity erweise sich indes oftmals als Wunschtraum. „Die Leute arbeiten nicht wirklich weniger“, sagt Albütz. Dennoch kämen die Beschäftigen im Private Equity besser mit dem Arbeitsalltag zurecht.

Die angenehmere Work-Life-Balance

Laut Albütz haben viele Investmentbanker genug von einem vierzehnstündigen Arbeitstag und einer Siebentagewoche. In diesem Fall sei ein Wechsel zu Großunternehmen die richtige Wahl. Die Arbeitszeiten bei Konzernen wie Bayer und BASF seien spürbar kürzer. „Die Banker gehen den Deal ein, weil sie dann am Freitagnachmittag noch etwas mit ihrer Frau machen können“, bemerkt Albütz.

„Das ist ein ganz klarer Move zu Verbesserung der Work-Life-Balance“, beobachtet auch Krischke. Dies betreffe besonders die mittleren Level bis zum Vice President. Wenn Anfang 30 die Familienphase anstehe, würden oftmals andere Prioritäten gesetzt. So beobachtet auch Albütz, dass besonders jüngere Banker mit drei bis fünf Jahren Berufserfahrung den Schritt auf die Buyside wagen.

Wie sich der Schritt im Portemonnaie bemerkbar macht

Aufgrund des noch vergleichsweise moderaten Gehaltsniveaus würden jüngere Banker auf der Karrierestufe vom Senior Analyst bis Associate von der Buyside besonders gefragt. „Auf diesem Karrierelevel fällt der Gehaltsunterschied nicht auf“, bemerkt Albütz. Auch Großunternehmen würden Gehälter von 100.000 Euro zahlen.

Laut Krischke würden die Beschäftigten einen Wechsel vom Investmentbanking ins Private Equity nicht nachteilig im Portemonnaie spüren. Das Vergütungsniveau sei vergleichbar. Allerdings sei die Struktur unterschiedlich. Private Equity-Mitarbeiter seien oftmals am Erfolg der eigenen Fonds beteiligt. „Das ist der großen Anreiz und die große Gefahr im Private Equity“, erläutert Krischke. In Boomphasen sprudle das Geld reichlich, in schlechten Phasen sei hingegen Schmalhans angesagt.

Doch auch abseits von Arbeitsalltag und Bezahlung beobachtet Albütz einen deutlichen Wandel bei jüngeren Bankern. Seit der Finanzkrise ist die Reputation des Investmentbanking dramatisch gesunken. Während Investmentbanker vor der Krise in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis geachtet wurden, würden sie jetzt auf Ablehnung stoßen. Das sehe bei Industrieunternehmen ganz anders aus.

Albütz verfolgt auch den weiteren Berufsweg der an die Buyside vermittelten Kandidaten weiter: „Ich habe noch keinen erlebt, der den Schritt bereut hat. Vielmehr sind alle topzufrieden.“

 

Von Florian Hamann

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